Mein Weg in die Selbstständigkeit

Ich wollte als Teenie Musicaldarstellerin werden. Besuchte Workshops, sang auf Schulkonzerten, spielte im Schulmusical mit. Mir machte das wahnsinnig Spaß. Aber irgendetwas hielt mich auch zurück. Mir fehlte die Tanzerfahrung, das Tanz-Gen. 

Ich studierte Medienwissenschaften in Wien und die Bühne lies mich auch da nicht los: ich wählte den Schwerpunkt Fernsehjournalismus. Ich stellte mir vor, beim Fernsehen zu arbeiten, vor der Kamera. Und auch da hielt mich immer etwas zurück. Ich fühlte mich oft nicht gesehen. Nicht gut genug. Die Begeistung und Faszination für die Bühne begleitet mich noch heute. Vielleicht in anderer Form, aber ich bin sehr sicher, dass es der richtige Weg war, den ich eingeschlagen habe. Es kam ganz anders, als ich erwartet hatte. Aber ist es nicht das, was das Leben so unbeschreiblich macht?

Ich startete meinen eigenen Blog (den du hier gerade liest) und damit mein erstes Websiteprojekt. Damals war ich in Berlin und machte mein „Auslandssemester“ dort. Ich schrieb über Sport, Ernährung, gesunde Rezepte und meine Reisen. Mein Blog sollte der Startschuss für meine Webdesignliebe werden. Ich schloss mein Studium in Wien ab und ging nach Leipzig. Dort kam ich über Zufälle in eine Agentur. Das war mein erster richtiger Job, der Beginn meiner „Karriere“. Meinen Bachelor hatte ich in Medienwissenschaften gemacht, eigentlich wollte ich mich beim Fernsehen bewerben. Aber es kam alles ganz anders, und so stand ich in dieser Leipziger Agentur, jung und unerfahren wie ich war.

Im Nachhinein weiß ich, dass dieser Schritt für mich sehr bedeutend und wichtig war. Denn ich lernte dort sehr viel, über das, was ich nicht will. Eigene Grenzen, das Hamsterrad des Agenturlebens, und gleichzeitig eine ganz tolle Gemeinschaft an Kollegen, an die ich gerne zurück denke. Es lag gar nicht unbedingt an dem Job, dass ich nicht glücklich war, sondern ganz einfach an mir selbst. Ich wusste, dass ich nicht richtig bin dort und habe gespürt, dass ich Prinzipien nicht akzeptieren kann, nur weil man sie halt akzeptieren soll. Weil man es eben so macht. Ich wurde ein Stück weit erwachsen in dieser Zeit und kündigte nach 1,5 Jahren. Eigentlich wollte ich mich bereits da selbstständig machen. Aber es sollte (mal wieder) anders kommen. Das Leben hielt etwas anders für mich bereit.

Ich bewarb mich auf eine Stelle im öffentlichen Dienst in meiner Heimatstadt. Es hörte sich spannend an und ich wusste, wie beliebt so eine Stelle war und wie viele Menschen dort gerne arbeiten würden. Vernünftige Bezahlung, Sicherheit, Konstante. Ich konnte es gar nicht glauben, als ich die Zusage erhielt. Es hatten sich über 70 Menschen beworben, und sie entschieden sich für mich. Es sollte so sein. Ich nahm an. Alle waren stolz, mein Umfeld jubelte.

An meinem ersten Tag im neuen Job schrieb ich in mein Journal: ich spüre bereits jetzt, dass es nicht das Richtige ist. Wie kann das sein? Ich kam aus einem unterbezahlten Agenturjob, in dem ich klein gehalten wurde, und durfte jetzt im öffentlichen Dienst arbeiten. Ich hatte 28 Urlaubstage und war trotzdem nicht glücklich. Ich fühlte mich, als würde ich jeden Tag gegen Wände laufen. Das ganze Konstrukt der starren Regeln und ungeschriebenen Gesetze machte mich fertig. Ich wollte etwas verändern, durfte aber nicht. Und ich sah tagtäglich Menschen, die sich nur auf ihre Rente freuten. Die am Freitag lächelnd um 12 Uhr ihr Büro abschlossen und am Montag übelgelaunt wieder aufschlossen.

Ich hatte nebenberuflich einige spannende Projekte und baute die Selbstständigkeit parallel nach und nach auf.

Mir wurde bereits nach 2 Monaten im öffentlichen Dienst eine chronische Erkrankung diagnostiziert. Für mich war der Auslöser ganz klar Stress und mein innerer Kampf gegen mein Gefühl. Ich hatte gleichzeitig meinen Master berufsbegleitend begonnen und mein Alltag sah so aus: Vollzeitstelle im öffentlichen Dienst, Nachmittags Projekte meiner Selbstständigkeit, Abends am Master arbeiten. Dieses Foto ist auf Lanzarote entstanden – mein Oster-Urlaub 2019. Ich hatte bereits abgenommen und fühlte mich im Zwiespalt – zwischen Erwartungen und Hoffnungen der Familie und des Umfelds und meinen eigenen Ansprüchen und Träumen. 

Im Juni 2019 dann die Diagnose: Pankreatitis. Ich hatte aufgrund von Medikamenten eine Bauchspeicheldrüsenentzündung bekommen und musste sofort ins Krankenhaus. Meine Auszeit sollte 2 Monate dauern. Mein Körper kämpfte und ich musste darauf vertrauen, dass er es packt. Dass er mir verzeiht. Ich nahm 10 Kilogramm ab, konnte wochenlang nur Schonkost essen, verlor beängstigend viele Haare. Es gab keine Wahl, als darauf zu vertrauen, dass ich mich durchkämpfe. Der Lichtblick war unser Kalifornien Roadtrip, den wir im September antraten. Der Urlaub war bereits vor meiner Krankheit geplant gewesen und für mich ein Rettungsanker. Ich wusste: ich muss etwas ändern. Ich war fit genug, um in die USA zu fliegen. Kurz nach meiner Rückkehr kündigte ich. Ich entschied mich für meine Selbstständigkeit. Für mich. 

Dieser Schritt war alles andere als leicht. Für mich war es die einzige Möglichkeit, die mir blieb, um gesund zu werden. Es fühlte sich erleichternd an, endlich JA zu mir zu sagen. Meinem Gefühl zu vertrauen, mein eigenes Ding zu machen. So wie ich eigentlich schon immer war, nur immer dachte, dass ich mich als Arbeitnehmerin einfach fügen muss. 

Meine Entscheidung sorgte gerade bei meiner Familie nahezu für Entsetzen. Ich sah die Enttäuschung in ihren Gesichtern. Die gut bezahlte Stelle, die Sicherheit. All das wollte ich aufgeben? JA. Ich hatte die Kraft dazu. Für mich, für meinen Körper, für mein Leben. Den Halt bekam ich vor allem durch meinen Verlobten. Er war da, hielt mich, auch wenn um mich herum das Verständnis erst nach und nach größer wurde. 

An meinem 25. Geburtstag hatte ich meinen ersten Tag in „Freiheit“. Mein erster Tag als Vollzeit Selbstständige. Ich fühlte mich wie ein Vogel, frei, wild, zu allem bereit. Seit dem sind bald 1,5 Jahre vergangen und ich spüre jeden Tag, dass ich die richtige Entscheidung getroffen habe. 

 

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